„Und wenn du denkst, es geht nix mehr, kommt von irgendwo ein Lichtblick her…“
Wie du vielleicht bereits weißt, war 2024 für mich ein hartes Jahr, das mich extrem herausgefordert hat. So sehr, dass ich wohl eher gewettet hätte, zum Ende des Jahres alles hinzuschmeißen als diesen Jahresrückblick hier noch zu schreiben. Und trotzdem sitze ich jetzt hier, auf meiner Couch im Wohnzimmer, mein Hund Pinu’u liegt schlafend neben mir und ich schreibe diesen Jahresrückblick für dich – mit einem ganz anderen Gefühl in mir als noch vor ein paar Monaten. Mit einem Gefühl der Zuversicht – einem Gefühl, das ich heute mehr denn je zu schätzen weiß.
Dieser Jahresrückblick ist dafür da, um einmal mehr zu zeigen, dass nach den schlimmsten Tiefen auch wieder schöne, helle Momente kommen.
Aber fangen wir von vorne an…
Die ersten vier Monate dieses Jahres waren ehrlich gesagt toll, produktiv und erfolgreich.
Wie jedes Jahr bin ich voller Motivation und Tatendrang in das neue Jahr gestartet und habe mich auf die vielen, unterschiedlichen Projekte, die mit Anfang Januar voll in Gange waren, gefreut. Dementsprechend intensiv und gut gefüllt waren diese Monate. Ich durfte eine wundervolle Fotografin bei ihrem Business begleiten, ich habe mehrere Designprojekte umsetzen dürfen, wunderschöne Fotoshootings gehabt und „nebenbei“ *hust* habe ich meine zwei Webseiten komplett neu aufgesetzt. Ach ja – Und dann gab’s ja auch noch unseren Podcast „Hygge Meets Business“ – für den wir ordentlich Folgen produziert haben.
Ja, diese ersten Monate fühlten sich wirklich kraftvoll an und ich weiß noch, wie ich mir im April dachte: „Wow, das wird ein krasses Jahr!“.
Und dann kam der Mai…
Pouls Krankheit
Wie ich in diesem Beitrag ausführlich erzählt habe, war ich mit Pouli Mitte Mai beim Tierarzt und habe eine zermürbende Diagnose mit nach Hause genommen. Für diesen Jahresrückblick gesprochen könnte ich das Jahr auch genau hier in zwei splitten – denn ab diesem Tag war nichts mehr wie vorher. Von da an zählte für mich nur noch, diese Krankheit besser verstehen zu lernen, ihm möglichst gut zu helfen, zu funktionieren und mich gleichzeitig auf das Schlimmste vorbereiten…
Mein Business war mir zu diesem Zeitpunkt herzlich egal geworden, denn kein Geld der Welt hätte mir zu diesem Zeitpunkt mehr geben können, als diese letzte kostbare Zeit, die ich mit ihm hatte.
So sind wir in diesen letzten gemeinsamen Wochen nochmals enger zusammengerückt, waren 24/7 beieinander und haben wirklich jeden Tag genommen, wie er kam.
Und ich glaube jeder, der schon mal von einem geliebten Menschen oder Tier Abschied nehmen musste, der weiß, was ich hiermit meine, wenn ich sage:
„Man möchte sich so sehr festklammern an diese letzte Zeit und gleichzeitig weiß man, dass es jederzeit vorbei sein kann. Man will jeden schönen Moment aufsaugen und genießen, doch überkommt einen genau dann die fieseste Trauer.“
Abschied von Poul
Denn immer wieder fragst du dich in solchen Momenten: „Wann ist der richtige Zeitpunkt, ihn gehen zu lassen? Wird er es mir zeigen? Werde ich es sehen? Wie wird es sein? ….“
Fragen, die leider die ganze Zeit über mir schwebten wie eine fette, dunkle Gewitterwolke und die mich immer wieder daran erinnerten, dass die Zeit gegen uns arbeitet. Und so war es leider auch…
Nur wenige Wochen nach Pouls Diagnose musste ich ihn letztlich gehen lassen und Abschied nehmen.
Ein letztes Mal stark zu sein für den Hund, den man so sehr liebt … das war alles, was ich noch für ihn tun konnte. Und gleichzeitig der schmerzhafteste Moment, den ich bislang erlebt habe.
Und dann war er einfach nicht mehr da …
Die Zeit danach…
Ich kann hier nicht mal ansatzweise in Worte fassen, wie schlimm sich dieser Verlust für mich anfühlt und wie sehr er mir auch heute (7 Monate nach seinem Tod) noch fehlt. Die Trauer hatte mich regelrecht eingenommen. Manchmal für ein, zwei Tage.. manchmal für eine ganze Woche.
Anfangs dachte ich mir: „Gib dir Zeit… das ist normal.“ Also nahm ich mir Zeit. Aber nach zwei Monaten, in denen ich mich mehr und mehr auf einer Abwärtsspirale befand, wusste ich: „So kann es nicht weitergehen.“ Allein schon beruflich nicht.
Zu diesem Zeitpunkt waren es immerhin schon vier Monate, in denen mein Business auf Super-super-Sparflamme lief. Denn ich habe kein Team, das mich durch diese Zeit tragen hätte können.
Mit mir und meiner (mentalen) Gesundheit steht und fällt eben irgendwie alles.
Überforderung
Mir war klar, dass ich längst meine Motivation hätte wiederfinden müsste, aber genau dieser Druck machte es noch und noch schwieriger. Letztlich war mir einfach alles zu viel. Es war zu viel Druck, zu viel „Funktionieren-Müssen“, zu viel „Es muss mir wieder gut gehen – und zwar schnell!“.
Und das führte in weiterer Folge zu diesen Gedanken:
„Vielleicht ist es besser, mir einfach einen Job zu suchen, bis ich wieder auf den Beinen bin?
Vielleicht ist auch einfach die Lust raus und Zeit aufzuhören?
Es gibt so viele Hundefotografen, wer braucht mich da schon?“
Ja, ich sah zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn mehr in meiner Fotografie.
Die Suche nach dem Quick-Fix
Stattdessen hab ich mich nach Routine gesehnt. Nach Struktur. Nach etwas, was mir einem Rahmen gibt, weil ich innerlich verloren war.
Ich hab mich nach einem Job gesehnt, wo ich hingehen kann und einfach jeden Monat mein Geld bekomme und nichts weiter dafür tun muss als die Leistung zu erbringen.
Das Schlimmste daran? Das war nicht mehr ich. Die Person, die die Herausforderung liebt, die immer etwas Neues lernen will, die die Abwechslung liebt und die Freiheit.
Und trotzdem verkaufte ich mir das oft als DIE schnelle Lösung: Einfach alles hinschmeißen, einen Job suchen, der mir nicht viel abverlangt und abtauchen.
Ganz so einfach war es dann doch nicht… Denn die Intention dahinter war eben überhaupt nicht richtig und ich wusste das auch, wenn ich ganz ehrlich zu mir war.
Und genau deshalb holte ich mir schließlich Hilfe. Weil mir in diesem Moment klar wurde, dass ich überhaupt keine Entscheidung treffen konnte, wenn ich so weit von mir selbst entfernt war.
Auszeit
So traten fast zeitgleich mehrere Menschen in mein Leben – auf beruflicher und privater Ebene. Und alle haben sie mir das selbe mitgegeben: Geduldig mit mir zu sein, mir Zeit zu geben und nicht so hart zu mir zu sein.
Mich auf das zu fokussieren, was mich von Tag zu Tag bringt. Was mir Freude bringt. Kleine Mikro-Ziele setzen, die ich für machbar hielt, um wieder mehr Routine zu gewinnen. Und jeden Tag ganz bewusst schöne Momente im Alltag zu schaffen. Momente, wo es nur um mich geht. Nicht darum, etwas zu leisten. All das war mir natürlich nicht neu, … aber ob du’s glaubst oder nicht: manchmal können dir 10 Leute dasselbe sagen und trotzdem macht’s erst beim 11. Mal „Klick“.
Also versuchte ich mir jeden Tag eine kleine Auszeit im Garten zu nehmen, für 1, 2 Stunden… lies mir die Sonne ins Gesicht scheinen und schrieb in mein Buch, was mir durch den Kopf geisterte.
Manchmal kam da ehrlich gesagt gar nix. Manchmal starrte ich einfach nur in die Luft oder beobachtete einen Schmetterling. Oft hasste ich diese Stille auch. Aber irgendwann fand ich tatsächlich nicht nur Gefallen daran… sondern auch ein paar Antworten.
Endlich Antworten
Vor allem auf eine ganz bestimmte Frage: „Warum habe ich mich plötzlich nicht mehr als Fotografin gesehen?“ „Warum fühlte sich meine Arbeit so wertlos an?“ „Warum fühlte es sich so falsch an?“
Schließlich war das viele Jahre mein Ding. Das, was mich erfüllt und angetrieben hat. Ich habe nicht nur ein bisschen gerne fotografiert, ne ne ne. Es war MEIN Ding – ich war voller Herzblut Hundefotografin.
Alles führte letztlich zu einer Antwort:
Es war nicht die Fotografie, die mich auf einmal nicht mehr berührte.
Es waren nicht die Menschen oder Hunde, die mich auf einmal nicht mehr interessierten.
Es war nur so, dass mich genau diese Arbeit daran erinnerte, was ich gerade verloren hatte.
Und es war eben lange Zeit zu schmerzhaft, genau da hinzusehen und die Kamera draufzuhalten…
Eine besondere Anfrage
Ich weiß noch genau, wie seltsam das Gefühl war, als ich an diesem einen bestimmten Morgen in mein Postfach schaute und da plötzlich diese eine Anfrage war.
Eine ganz besondere Anfrage, weil ich sie quasi genau so in mein Journalbuch geschrieben hatte, als ich die Aufgabe bekam, mir das Mensch-Hund-Team vorzustellen, für die ich die Kamera nochmal in die Hand nehmen würde.
Ich beschrieb damals eine Frau und ihre Hündin, bei sich zu Hause. Ich beschrieb ein altes Bauernhaus, einen Hof, und eine warme Atmosphäre, die richtig heilsam ist und wertschätzend. Ich beschrieb eine ältere Hündin, mit grauer Schnauze. Eine Seele von Hund – ein zuckersüßes, fröhliches offenes Wesen – mit einer Verbindung zu ihrem Menschen, die keine Worte brauchte.
Und so sehr ich mich über diese Anfrage von Herzen freute, die 1:1 genau das wiedergab, was ich mir damals so in meine Buch notiert hatte, so verwirrt war ich gleichzeitig und traute diesem immensen Zufall kaum.
Ich weiß noch, dass ich damals so oft dachte: „Ach, warten wir mal ab, ob das wirklich was wird. Mal gucken, ob sie sich wirklich zurückmeldet…“
Ja, ja, die Selbstzweifel wurden lauter und lauter, doch als ich wenige Wochen später meinen Fotorucksack packte und zu diesem Shooting fuhr, wusste ich: „Uff, das wird gut.“
Und so war es auch…
Aufatmen
Heute weiß ich, wie wichtig dieses eine Shooting für mich war. Weil es genau der richtige Hund und richtige Mensch zur richtigen Zeit war.
Und egal, was es da draußen gibt, das mir diese wundervolle Fügung beschert hat, ich würde dann jetzt gerne „DANKE“ sagen. Denn dieses Shooting hat mir von Anfang bis Ende auf allen Ebenen gezeigt, dass ich doch noch ganz schön viel übrig habe für die Fotografie … und ich da doch richtig bin, nur die Dinge jetzt ein wenig anders sehe.
Vielleicht ein bisschen mehr „ganz“.
Ich wusste vorher nunmal nicht, wie es sich anfühlen würde, meinen Hund nicht mehr bei mir zu wissen. Ich konnte es nur erahnen, aber wirklich durchlebt hatte ich es nie.
Jetzt, wo ich weiß, wie es ist, kann ich nur sagen, wie verrückt es war zu glauben meine Arbeit hätte keinen Sinn. Weil genau das Gegenteil der Fall ist.
Der Verlust von Poul hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich habe mich ganz gezielt damit beschäftigt, welche Geschichten ich festhalten will. Was es ist, was wirklich berührt und nachhaltig bewegt. Nicht nur das Schöne, sondern vor allem das Ehrliche, das Echte. Das, was für immer bleibt – in unseren Gedanken, Herzen und Erinnerungen.
Diese Erfahrung schon jetzt zu machen, habe ich mir zwar nie gewünscht – aber ich schätze mal, das ist das Leben.
Mein persönliches Highlight
Nachdem mir dieses wunderschöne Shooting wirklich Aufschwung gegeben hat, habe ich ab Oktober die Beine in die Hand genommen und alles daran gesetzt, dass ich dieses Jahr für mich positiv abschließen kann. Denn ganz ehrlich? Ja, mein Jahr war nicht das, was ich mir gewünscht hatte. Aber ich bin auch kein Fan davon, das Jahr dann einfach abzuhaken und ins nächste zu ziehen.
Denn gerade dieses Jahr wird mir besonders durch Poulis Abschied für immer in Erinnerung bleiben – und das will ich auch. Es gibt keinen Grund, dieses Jahr „ungeschehen“ machen zu wollen.
Also war eher die Frage: Wie kann ich es ein bisschen schöner ausklingen lassen, nach all dem Erlebten?
So kam es, dass ich kurzerhand meine liebe Freundin Lisa fragte, ob sie sich über einen Besuch freuen würde. Lisa hatte mich nämlich bereits im Sommer 2022 in Österreich besucht und seitdem hatten wir mehrmals ohne Erfolg ein neues Treffen versucht zu planen – immer kam irgendwas dazwischen.
Wer mir kennt, der weiß: Wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, dann wird das auch durchgezogen. Und so hatten wir auch dieses Mal mit einigem Gegenwind und Steinen im Weg zu kämpfen… aber siehe da… eine Woche vor Weihnachten habe ich mich mit meinem fetten Koffer und Kamerarucksack auf dem Weg Richtung Köln gemacht.
Was dann folgte, war ohne Zweifel, die heilsamste ruhigste und entspannteste Woche dieses Jahres.
Eine Woche, die geprägt war von ganz viel Qualityzeit, tollen Gesprächen, Hunden (natürlich!) und vor allem – im Zeichen unserer Lieblings-Emma, für die ich die Reise unbedingt dieses Jahr noch antreten wollte. Emma ist so eine Hündin, die bei mir einfach tiefe Spuren hinterlassen hat – sie ist bereits 15 Jahre und 8 Monate alt und da klar war, dass mit ihr eine Reise nach Österreich nicht mehr so einfach werden würde. Also musste die Michi und die Kamera halt zu der Queen kommen.
Was soll ich sagen? Ich werde demnächst Bilder sprechen lassen. Wir hatten einfach eine wunderschöne Zeit und genau diese Fotoshootings, die ich dort erleben durfte mit so tollen Hunden und Menschen… haben mir gezeigt: Mein Herz gehört immer noch der Hundefotografie.
Danke an dieser Stelle auch an Ruth, Kathie und Nic – die ich alle bei diesem Besuch sehr spontan kennenlernen bzw. wiedersehen durfte – für die schöne Zeit und tollen Hyggemomente. ❤️ Auch das war definitiv ein Highlight dieses Jahres und hinterlässt ein ganz arg gutes Gefühl, mit dem ich gerne ins neue Jahr starte.
Ein Ausblick in 2025
Ich wäre ja nicht ich, wenn ich mir für 2025 nicht schon neue Herausforderungen gesucht hätte…
Ende dieses Jahres habe ich nämlich diese ganz besondere Reise nach Deutschland zum Anlass genommen, meine Foto-Ausrüstung neu aufzustellen, um dort etwas Neues auszuprobieren. Und das bedeutet ganz konkret: Meine Hyggestories wird es bald auch in bewegter Form geben! Denn die Videografie wird ein ganz neuer, wundervoller Teil meines Angebots werden und ich kann es kaum erwarten, das mit dir zu teilen. Diese Aufnahmen machen meine Hyggestories noch ein bisschen mehr komplett, da bin ich mir sicher. Denn es gibt doch nichts Schöneres, als dass man zu den Bildern, die man so sehr liebt, auch noch bewegte Momentaufnahmen hat, oder?
Außerdem werde ich wieder mehr unterwegs sein – bereits geplant ist eine Reise in die Steiermark (Winter 2025, Admont), die Schweiz (Kanton Zürich, Zeitraum offen) und mein lang ersehnter Traum: Dänemark. (Zeitraum noch offen) Und wann immer es sich ergibt … bin ich vielleicht auch noch irgendwo in Deutschland oder anderswo unterwegs.
Ich freue mich einfach sehr darauf, unterwegs neue und altbekannte Hunde & Menschen zu treffen – also wenn willst, dass sich unsere Wege irgendwo kreuzen – dann schreib mir einfach.
Und für die Österreicher*innen hier, kann ich nur empfehlen, mal mein Fotoshooting-Special 2025 anzusehen. Alle Infos dazu findest du hier.
Was bleibt: Danke!
Wenn ich auf 2024 zurückblicke, sehe ich da definitiv nicht nur die schweren Momente. Ich sehe all die Menschen, die mich begleitet haben. Die Hilfe, die ich bekommen habe. Sei es von Freunden, Familie oder auch auf professioneller Ebene. Und die wichtigste Erkenntnis, dass auch nach dem größten Stillstand und einem Gefühl von Hoffnungslosigkeit wieder etwas Neues und Schönes entstehen kann.
Danke an alle, die mich in diesem Jahr begleitet haben. An jeden lieben Kommentar, an jede Nachricht, an jeden, der an Pouli und mich gedacht hat. An jeden, der mir sein Vertrauen geschenkt hat und es weiter tun wird. An jeden, der Teil meiner Hyggestories-Family ist und den ich im kommenden Jahr kennenlernen darf.
Ich bin so dankbar, dass ich das Gefühl habe, wieder auf dem richtigen Weg zu sein. Und für das neue Jahr, habe ich darum nur eine Intention: Mehr von dem zu machen, was sich gut anfühlt.
Auf ein Neues,
Deine Michaela