Die Bildbearbeitung ist genau wie die Hundefotografie selbst ein unglaublich umfassendes Thema, wo es meiner Meinung nach kein richtig oder falsch gibt. Wie viel oder wenig man an einem Bild, beziehungsweise an der Person und dem Hund bearbeiten möchte, liegt wortwörtlich im Auge des Betrachters. In diesem Blogartikel gebe ich dir einen Einblick in meine Bildbearbeitung, am Beispiel der Hundefotografie. Dabei zeige ich dir, was meinen Bildstil ausmacht und wie ich diesen mit Hilfe meines effizienten Workflows in Lightroom und Photoshop erziele.
Die Art der Bildbearbeitung liegt aber nicht nur am eigenen Geschmack, sondern auch an der Art der Fotografie. Bei Bildreportagen beispielsweise wäre eine starke Bearbeitung oder Retusche gleichzusetzen mit einer Bildmanipulation, in diesem Bereich ein absolutes „No Go“. Ich fotografiere aber ausschließlich für Privatkunden oder Unternehmen, wo ich jedes meiner Fotos völlig frei Schnauze bearbeiten kann. Denn die Menschen kommen eben zu mir, weil ihnen mein Bildstil gefällt.
Wie ich meinen Bildstil beschreiben würde
Apropos Bildstil. Ich verfolge einen, für mich persönlich sehr natürlichen Bildstil, sowohl bei der Bildkomposition, als auch bei der Bildbearbeitung in der Hundefotografie. Man wird bei mir wohl kaum Bilder finden, wo ich eine Farbe im Bild komplett entferne, in eine gänzlich andere verändere oder der Hund extrem stark bearbeitet ist. Mir ist bewusst, dass viele einen stärkeren Bildbearbeitungs-Stil sehr gerne mögen. Gerade in der Hundefotografie findet man doch sehr häufig stärker bearbeitete Bilder, insbesondere wenn man auf Instagram nach den „bekannteren Namen“ in der Hundeszene sucht. Diese Bilder stechen einem wortwörtlich sofort ins Auge und das auch bestimmt zurecht, sie holen eine sehr breite Masse an Menschen tagtäglich ab. Meinen persönlichen Geschmack trifft diese Art der Bildbearbeitung nicht so ganz, ich bearbeite meine Bilder gerne etwas dezenter, aber das ist eben reine Geschmacksache.
Dennoch bedeutet das nicht, dass ein natürlicher Bildstil automatisch weniger aufwändig ist oder nur „weniger“ Bildbearbeitung bedeutet. Denn wenn man einen solchen natürlichen Stil schaffen möchte, ist doch sehr viel Feinarbeit und Geduld nötig, damit dieser dennoch Wiedererkennungswert hat.
Mein Bildstil, kurz zusammengefasst
- Ich retuschiere hauptsächlich jene Elemente, die mich in der Bildaussage stören.
Genauso retuschiere ich beispielsweise Hautunreinheiten, die nicht von Dauer sind. - Ich verstärke die natürlichen Farben im Bild oder passe einzelne Farben im Bild selektiv an.
- Wenn es beim Fotoshooting keine bunten Herbstbäume gab, dann werde ich diese auch nicht später hinzufügen. Grüne Blätter in buntes Herbstlaub zu verwandeln ist zwar möglich, entspricht aber nicht meinem Credo.
- Grob zusammengefasst nutze ich den Charme der Jahreszeiten und die unterschiedlichen Lichtverhältnisse für meine Bilder. Diese Stimmung vor Ort versuche ich dann mit der Bildbearbeitung zu verstärken.
- Um spannende Bildkompositionen zu kreieren, nutze ich gerne die verschiedenen Gegebenheiten (Linien, Formen, Strukturen) in der Natur. Das mag eine Baumreihe sein, mal ein Trampelpfad auf einer weiten Wiese, mal ein bunter Strauch, usw. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt und jedes Mal entdecke ich doch wieder neue Möglichkeiten vor Ort.
- Ein gutes Ausgangsmaterial, in dem Fall also die RAW-Datei, ist das A und O bei mir. Diese Datei ist demnach tatsächlich das Wertvollste für mich, darauf baue ich auf. Denn ich als Fotografin werde mich immer weiterentwickeln, so auch mein Bildstil in gewissem Maße. Die Bildbearbeitung nutze ich, um dem Rohmaterial den Feinschliff zu geben und dadurch meine Bildaussage zu verstärken.
Vorher-Nachher Beispiele
Damit du ein besseres Bild davon bekommst, wie meine RAW-Dateien aussehen und wie ich diesen das gewisse Etwas im Rahmen meines Workflows „verpasse“, zeige ich dir nun einige Vorher-Nachher-Beispiele.
Mein Workflow in der Bildbearbeitung als Hundefotografin
Zu besseren Veranschaulichung habe ich dir nachfolgend meine typischen Schritte im Rahmen meines Workflows in Lightroom und Photoshop zusammengefasst. Beachte bitte, dass dies je nach Bildmaterial natürlich leicht variieren kann.
Schritt 1: Ordnerstruktur & Sichern aller Bilder (RAW-Dateien)
Nach dem Fotoshooting steht bei mir erstmal folgendes auf dem Plan. Ich erstelle für meine Kund*innen einen neuen Ordner und lege mir direkt passende Unterordner zu meinem Workflow an. So erstelle ich im ersten Schritt beispielsweise den Ordner “01-RAW”, wo ich alle RAW-Dateien sichere. Danach wird direkt Lightroom gestartet und ich beginne mit meiner Vorauswahl innerhalb der Bibliothek von Lightroom. Hier sortiere ich also bereits das erste Mal meine Bilder vor, anstatt dass ich alle Bilder in Lightroom ziehe. So spart man nicht nur eine Menge an Speicherplatz, sondern freut sich auch über eine schnellere Ladezeit des Programmes. Welche Einstellungen du beim Import deiner Bilder beachten solltest, erkläre ich dir gerne im Detail in meinem kostenlosen Lightroom Webinar. Hier kannst du dich noch dafür anmelden.
Schritt 2: Grundoptimierung meiner Bilder in Adobe Lightroom
Da ich bei all meinen Fotoshootings im RAW-Format fotografiere, müssen in Lightroom erstmal die Grundeinstellungen bei jedem Foto vorgenommen werden. Das bedeutet, dass ich den Weißabgleich, die Belichtung, aber auch die Farben anpasse. Habe ich mehrere Bilder einer gleichen „Serie“, nutze ich die Benutzervorgaben von Lightroom, kopiere mir die Einstellungen und übertrage diese auf ähnliche Bilder. Diese Benutzervorgaben kann man auch gerne speichern und exportieren, dann würde man von einem sogenannten “Preset” sprechen. Durch das Erstellen/Kopieren von Benutzervorlagen auf ähnliche Bilder spart man sich natürlich eine Menge Arbeitszeit, es ersetzt meines Erachtens jedoch nicht den Schritt, dass man die jeweiligen Bilder einer Serie manuell anzupassen sollte.
Mit Hilfe meiner eigenen Gradationskurve (welche man sich ebenso abspeichern kann) gebe ich meinen Bildern einen eigenen Look, diesen Schritt wende ich bei all meinen Bildern an. Aber Achtung: Die Gradationskurve ist mit Vorsicht zu genießen. 😉
Schritt 3: Farben anpassen
Mit Hilfe der Farbregler und der Teiltonung kann man sehr schnell einen Grundstil definieren. Jedoch ist auch hier Vorsicht geboten. Übertreibt man es mit den Farbreglern, kann es schnell zu Farbabrissen kommen. Besonders bei den Farben, die auch die Haut des Menschen betreffen, sollte man wirklich mit Vorsicht bedienen. Ich persönlich definiere innerhalb von Lightroom deshalb nur den Grundlook, in Photoshop hebe ich diese Farben dann selektiv hervor und kann einzelne Bereiche, wie z.B. Haut/Nase/Ohren, einzeln anpassen. Diese sind grade bei Fotoshootings in den Wintermonaten oftmals stark gerötet.
Schritt 4: Optionale Effekte
Schärfen, Räuschen, Vignette & Körnung: Ich persönlich arbeite ganz ohne Vignette und Körnung, da im Grunde jedes Bild bereits ein Grundrauschen mitbringt sowie meine Objektive auch eine natürliche Vignette mitbringen. Wenn man bei dem Regler „Rauschen entfernen“ zu sehr übertreibt, kann das Bild sehr schnell „matschig“, ähnlich wie ein Ölgemälde, werden. Ich persönlich mag das wirklich gar nicht, ich bevorzuge eine leichte natürliche Körnung im Bild, die meinen Bildern noch dazu Charakter verleiht! Starkes Rauschen kommt eher in Ausnahmefällen vor, z.B. bei Nebelwetter oder der Indoor-Fotografie, in solchen Fällen kann man dann gerne mal an dieser Stelle in Lightroom dezent „nachhelfen“. Geschärft wird bei mir nur selektiv in Photoshop, nachdem alle anderen Retusche Arbeiten durchgeführt sind.
Schritt 5: Export der Bilder für Photoshop
Bin ich zufrieden mit meinem Bildlook und habe meine Auswahl für meine Kund*innen getroffen, klicke ich mich nochmal durch jedes einzelne Bild und kontrolliere diese auf chromatische Aberrationen. (Chromatische Aberrationen sind, vereinfach ausgedrückt, Farbsäume, welche aufgrund von Abbildungsfehlern der Objektive mal mehr oder mal weniger entstehen können.) Diese würde ich bei Bedarf unter den „Objektivkorrekturen“ manuell korrigieren. Anschließend werden die Bilder für die Auswahlgalerie meiner Kund*innen als verkleinerte JPEGs inkl. meinem Wasserzeichen exportiert. Dafür kann man sich in Lightroom eigene Benutzervorlagen erstellen und abspeichern.
Schritt 6: Retusche & finaler Feinschliff in Photoshop
Nachdem ich die finale Bildauswahl meiner Kund*innen bekommen habe, geht es für mich erst an die richtige Arbeit. Dafür werden erstmal in Lightroom die final ausgewählten Bilder als PSD-Dateien exportiert. (Wieder in einen neuen Ordner) Danach starte ich in Photoshop mit der groben Retuschearbeit von Störelementen im Hintergrund, gehe danach zum Hund und Menschen über und zum Schluss steht dann steht der Feinschliff an. Sprich: Dodge & Burn, Farbbalance, Tonwertanpassung, optional Schärfen und Export. Was genau ich retuschiere und welche Werkzeuge ich dafür in Photoshop nutze, erfährst du in meinem sehr umfangreichen Webinar rund um meine Photoshop Retusche. Hier kannst du dich dafür anmelden.
Schritt 7: Export der Bilder für den Druck
Bin ich mit all meinen Bildern fertig und zufrieden, wird nochmal eine Nacht darüber geschlafen. Am nächsten Tag fallen mir meist noch mini Details ins Auge, welche ich dann final behebe. (Yesss, ich bin ein Detailfreak.) Jetzt ist es also an der Zeit, dass die fertigen Bilder in die verschiedenen Formate exportiert und in die Onlinegalerie meiner Kund*innen hochgeladen wird. Ich exportiere alle Bilder einmal für den Druck als hochauflösende Dateien sowie als WEB-optimierte Dateien für die private Nutzung in den sozialen Medien.
Bearbeitungszeit pro Bild – Wie viel Aufwand steckt wirklich dahinter?
Alles in allem komme ich so auf ca. 30min Bearbeitungszeit pro Bild. Je nach Foto auch mal mehr. Das mag nun vielleicht viel klingen, andere benötigen aber auch noch länger für ihre Bilder. So richtig vergleichen kann man sich da natürlich nicht, denn jeder hat eine andere Herangehensweise und verfolgt ein eigenes Ziel mit der Bildbearbeitung. Würde ich meine Bilder rein für digitale Zwecke erstellen, wäre mir mein Workflow vielleicht auch einen Ticken zu arbeitsintensiv. Für meine Bedürfnisse und vor allem die meiner Kund*innen möchte ich aber eben genau diese gewohnt hohe Qualität garantieren.
Ebenso darf man nicht vergessen, dass ich zu 90% Fotos bearbeite, wo eben Mensch und Hund zu sehen sind. Sprich: Es wird eben nicht nur der Hund und der Hintergrund retuschiert, sondern auch die Haut und die Farben im gesamten Bild müssen genau aufeinander abgestimmt werden. In der Regel sind sogar eher zwei Menschen und mehrere Hunde mit auf den Bildern, was den Aufwand dann natürlich nicht schmälert, im Gegenteil.
Kann man die Bilder nicht auch nur in Lightroom bearbeiten?
Definitiv kann man auch Lightroom seine Bilder final bearbeiten, bzw. einen Großteil der Arbeitszeit in die Anpassung eines Presets fließen lassen. Ebenso ist es möglich, in Lightroom Dodge & Burn umzusetzen, jedoch ist hierfür die Benutzeroberfläche für meinen Geschmack noch etwas umständlich. Ich persönlich habe da einfach nicht die Geduld oder Muse dafür, mich in Lightroom mit einzelnen Arbeitsschritten auseinanderzusetzen, die mir in Photoshop einfach viel schneller von der Hand gehen. Ich persönlich arbeite deutlich effizienter und genauer mit der Kombi aus Lightroom und Photoshop und habe hier halt mittlerweile einfach meine Abläufe bestimmt, die in Fleisch und Blut übergegangen sind. Oder anders gesagt: Never change a running system. 😉
Mein persönliches Fazit
So in etwa läuft das bei mir jeden Tag ab. Im Endeffekt verbringe ich als Fotografin also deutlich mehr Stunden vor dem PC bei der Bildbearbeitung, als hinter der Kamera, das ist klar. Und das obwohl ich einen für mich recht natürlichen Stil pflege. Doch auch meine Art der Bildbearbeitung in der Hundefotografie ist ein ständiger Prozess und so komme ich immer wieder an einen Punkt, wo ich diesen wiederholt versuche, effizienter zu gestalten. Denn natürlich würde ich viel lieber irgendwo draußen in der Natur mit den Hunden und ihren Menschen unterwegs sein.
Aber so ist das eben in jedem Beruf: Es macht nicht alles immer gleich viel Spaß und dennoch lohnt sich dieser Aufwand für mich jedes Mal wieder. Spätestens dann, wenn ich so tolles Feedback meiner Kund*innen bekomme, dass sie einfach super zufrieden mit ihren Bildern sind und die Bilder später ihre Wände zieren. Die Bearbeitungszeit für ein Fotoshooting von 10-20 Bildern beträgt insgesamt je nach Umfang und Auftragslage zwischen 2-4 Wochen.
Möchtest du lernen, wie du deine Bilder bearbeitest?
Dann hol dir meinen vierwöchigen Kurs rund um meinen Workflow mit insgesamt 16 Stunden an Input. Dabei zeige ich dir Schritt für Schritt über vier LIVE-Webinare meine gesamte Bildbearbeitung und meinen Workflow in der Hundefotografie. Durch die Interaktion mit den Teilnehmer*innen kläre ich dabei auch zusätzlich Fragen und gebe persönliche Tipps. Und falls du lieber deine eigenen Fragen stellen möchtest, dann schau dich doch einfach mal auf meiner 1:1 Begleitung um. Ich biete von Herzen gerne auch individuell abgestimmte Einzelcoachings an. Auf geht’s!
Alles Liebe & bis zum nächsten Mal!
Michaela