Mein Weg zur selbstständigen Hundefotografin

Januar 25, 2022

Ich habe mich zu Beginn meiner Fotografie-Karriere oft gefragt: Wie wird man eigentlich selbstständige Hundefotografin? Wie schaffe ich den Sprung vom “Nebengewerbe” zur kompletten Selbstständigkeit? In diesem Blogartikel gebe ich dir einen ehrlichen Einblick in meinen ganz persönlichen Weg. Welche Hürden und Glaubenssätze mich lange Zeit blockiert haben und welche Erkenntnis mein persönlicher Gamechanger auf meinem Weg war.

Im zweiten Teil teile ich meine größten Learnings mit dir und warum ich auf die Frage „Würde ich alles nochmal genauso machen?“ definitiv mit “Nein” antworten würde. Im dritten und letzten Teil gebe ich dir konkret 3 Dinge an die Hand, die ich mit heutigem Wissen anders machen würde. Ich wünsche dir jetzt ganz viel Spaß beim Lesen und freue mich wie immer über einen offenen Austausch.

Alles begann vor gut 10 Jahren

Als ich in meinen Teenager-Jahren (das ist nun gut 10 Jahre her) meine Begeisterung für die Fotografie entdeckt habe, habe ich zum ersten Mal erfahren, wie es sich anfühlt, seine Leidenschaft zu finden. Eine bislang völlig unbekannte Welt zu entdecken, die einen von Sekunde eins an nicht nur vollends begeistert, sondern auch in ihren Bann zieht. (Der Auslöser dafür war natürlich, wie sollte es auch anders sein als Hundefotografin, mein lang ersehnter erster Hund Poul. )

So sehr, dass du nicht genug davon kriegen kannst. Du spürst einfach, dass es dich immer wieder zu dieser Sache hinzieht.

Hundefotografie Wien

Schnell war klar: ich wollte MEHR.

Wozu führte das?

Ich war die ersten Jahre quasi besessen davon, alles in Eigenregie zu lernen. Ich habe alles Wissen wie ein Schwamm aufgesaugt, habe geübt, und geübt und geübt. Doch es war ein langer Lernprozess, denn ich war weder in einer einzigen Weiterbildung, noch hatte ich jemals einen Workshop besucht, und auch hatte ich keine Ausbildung zur Fotografin gemacht. Ich habe mir alles autodidaktisch beigebracht. Learning by Doing sozusagen.

In mir drin habe ich dabei immer den starken Drang verspürt, noch mehr zu können. Noch mehr wissen zu wollen. Doch ich wollte das alles ganz alleine schaffen.

„Ich brauche keine Hilfe.

„Ich brauche keine Unterstützung.“

„Ich schaffe das schon alleine.“

Das waren Sätze, die mich zu Beginn meiner Fotografie-Karriere sehr lange begleitet haben.

Ich war davon überzeugt, ich müsste mir alles Wissen selbst aneignen. Dass ich nur dann stolz auf mich sein kann, wenn ich mir alles selbst beibringe. Denn wenn ich Hilfe annehmen würde, dann „wäre das ja nicht mehr meine eigene Leistung“. Dann könnte ich darauf ja nicht stolz sein. Irre aus heutiger Sicht, aber es ist nun mal ein Jahrzehnt lang her und damals habe ich so gedacht und gefühlt.

MEHR. HABEN.

Ich habe die ersten Jahre genau nach dieser Überzeugung gehandelt. Habe nach Lösungen gesucht, die mir dabei helfen, schnell besser zu werden. Also habe ich nach der nächst logischsten und einfachsten Lösung gesucht, um besser zu werden: hochwertigeres Fotografie-Equipment. Materielles also. (BINGO.)

Ich war damals davon überzeugt, dass ich dieses und jenes Equipment brauche, um richtig tolle Bilder machen zu können. Denn schließlich hatten andere bekannte Tierfotograf*innen auch dieses bestimmte Tele-Objektiv. Dann müssten die Bilder damit ja deutlich besser werden. Also wollte ich es auch.

Das hat mich nicht nur dazu gebracht, ein sündhaft teures Objektiv zu kaufen, welches seither in meinem Schrank verstaubt (true story, hier kannst du mehr darüber lesen.), sondern ich bin damit auch einer Illusion hinterhergejagt, der Perfektion.

Von dem Geld, dass ich mir damals als Studentin also mühevoll zusammengespart hatte, habe ich mir zuerst ein mega teures Objektiv und im Anschluss eine neue Kamera gekauft. Und ja, darauf war ich natürlich verdammt stolz und ich war auch komplett aus dem Häuschen über so tolles Equipment! (Die Kamera nutze ich heute übrigens immer noch.)

Doch wie du dir vielleicht denken kannst: Kreative, neue Bildideen, Wertvolles Wissen zur Kundengewinnung, wie man ein Fotografie-Business aufbaut und führt, oder auch wie man seinen eigenen Bildstil findet – All das hat mir das neue Equipment nicht gebracht.

Ja, das Rauschverhalten der Bilder war deutlich geringer und die Qualität der Bilder allgemein hochwertiger. Aber zu 100% zufrieden mit mir war ich dennoch immer noch nicht. Da war noch Luft nach oben, das wusste ich. Das spürte ich einfach und wie immer wollte ich (guess what): mehr.

MEHR.TUN.

Es schien mir wie Schuppen von den Augen zu fallen: mir fehlte einfach nur die Praxis, die Erfahrung.  

Daraufhin habe ich also begonnen, unendlich viel zu üben. Ich habe unzählige TFP Shootings gemacht und in einem Jahr sogar mal über 100 Hunde aus dem Freundes- und Bekanntenkreis unentgeltlich fotografiert. Es hatte sich damals schnell rumgesprochen, dass ich jetzt „hobbymäßig“ fotografiere und dafür Hunde suchte, die mir als Models zur Verfügung stehen konnten.

Und ja: diese Praxiserfahrung hat auf jeden Fall geholfen, Erfahrung zu sammeln. Die manuelle Fotografie ist dadurch in Fleisch und Blut übergegangen. Die Technik hatte ich nun also unter Kontrolle. Auch meinem Ego hat es gut getan, dass so viele Menschen da draußen Lust hatten, mit mir loszuziehen und ihre Hunde von mir ablichten zu lassen. Ich konnte dadurch sowohl Praxiserfahrung sammeln, als auch Kontakte knüpfen und den richtigen Umgang zu den Hunden und Menschen üben. Geschadet hat mir das sicherlich nicht.

Aber meinen Bildstil oder das, was meine Bilder auszeichnen sollte, das habe ich dadurch nicht gefunden. Ich habe hauptsächlich Erfahrung (und haufenweise Bildmaterial) gesammelt.

MEHR.SEIN.

Kurzum: Mir fehlte meine ganz eigene Bildsprache. Mich selbst auszudrücken. Ohne nach links und rechts zu schauen. Ohne mich immer danach zu richten, was allgemein „gut ankommt“. Das sichtbar zu machen, was für viele auf den ersten Blick nicht sichtbar ist. Das sichtbar zu machen, was ich neben dem Offensichtlichen wahrnehmen, fühlen, und greifbar machen möchte. Das war das, wonach ich so lange gesucht hatte, und erst so viel später finden sollte.

Meine eigene Bildsprache

Meine Bilder sind heute geprägt von natürlichen, lebendigen Momentaufnahmen. Und diese sind kein Zufallsprodukt. Das, was meine Bilder heute ausmacht, ist meine ganz eigene Art, die Menschen und ihre Hunde lesen und kennenzulernen. Und dafür ist auch eine ordentliche Portion Vertrauen notwendig. Denn wenn man genau hinsieht, ist da nicht immer nur alles schön.

Wenn ich Selbstbewusstsein und Verbundenheit mit meinen Bildern ausdrücken möchte, dann sehe ich gerade zu Beginn des Shootings oftmals auch viele Selbstzweifel und Unsicherheiten. Und das beinahe bei jeder einzelnen Fotosession.

Doch genau deshalb ist jede Hyggestory für mich immer wieder aufregend und neu. Weil jede Fotosession für sich einzigartig ist, geprägt von den Geschichten der Menschen, mit denen sie zu mir kommen. Diese ein Stück weit aufzugreifen und sichtbar zu machen ist heute das, was mich und meine Fotografie ausmacht und mich am meisten fesselt. Dabei geht es nicht mehr um Perfektion, dabei geht es nicht mehr um ein perfekt ausgeleuchtetes Portrait. Es geht auch nicht um irgendwelche Regeln.

Es geht um Gefühle, und echte Wohlfühlmomente, die aus dem Moment heraus entstehen. Im Hier und Jetzt, wenn man sich fallen lässt und mir ein Stück Vertrauensvorschuss schenkt.  

Und deshalb sind diese Hyggestories dann auch so unterschiedlich wie die Menschen und die Hunde, die ich über all die Jahre kennen gelernt habe. Mal etwas ruhiger, mal lebendiger, mal sehr innig. Mal alles zusammen, mal nur etwas davon. Und auch meine eigene Wahrnehmung spielt hier mit rein. So wie ich die Beziehung zwischen Mensch und Hund über die Jahre hinweg wahrgenommen habe, haben sich auch meine Bilder über die Jahre hinweg stark verändert. Und damit wiederum ganz automatisch meine Kundenansprache, mein visueller Unternehmensauftritt, und, und, und.

Meine wichtigste Erkenntnis?

Fleißig und diszipliniert zu sein ist per se nichts Schlechtes, nur um das an dieser Stelle einmal erwähnt zu haben. Und auch perfektionistisch veranlagt zu sein, kann dir in vielen Lebenslagen sehr dienlich sein. Doch wenn es eben überhandnimmt, und man den eigenen Selbstwert an den Erfolg des eigenen Business koppelt, wird es nie reichen. Und irgendwann verliert man sich damit selbst und auch Gefühle wie Neid oder Missgunst sind recht häufige Begleiterscheinungen, die dadurch noch intensiviert werden.

Ich habe die ersten Jahre in der Hundefotografie in einem „Einzelkämpfer-Modus“ gelebt, habe mich abgemüht, habe unglaublich viel geübt und Perfektion angestrebt. Ich habe mich viel mit anderen verglichen, habe mich dadurch oftmals sehr klein geredet und egal, wie viel ich gegeben habe und egal, wie tolles Feedback ich bekommen habe: es hat nie gereicht. Weil mir damals Selbstvertrauen gefehlt hat.

Und dieses Selbstvertrauen hat eine gewaltige Auswirkung auf dein komplettes (Fotografie-) Business. Es macht so viel mehr aus, als dir vielleicht bewusst ist. Dein persönliches Wachstum ist so viel mehr wert als jede noch so teure Kamera. Und das zu erkennen, ist manchmal nicht so einfach und dauert auch mal ein Weilchen.

Denn wie soll man auch all diese großartigen Chancen sehen, wenn man mit Scheuklappen auf den Augen durch die Welt geht und immer auf der Suche nach MEHR ist?

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