Vielleicht hast du dich auch schon einmal gefragt, wie du selbstständige Hundefotografin werden kannst und den Sprung vom Nebengewerbe in die Selbstständigkeit schaffst. Glaub mir, das habe ich mich auch lange Zeit gefragt. In dieser dreiteiligen Blogserie werde ich dir darum einen ehrlichen Einblick in meinen Weg geben, vom netten Nebengewerbe hin zu meinem absoluten Traum, der Selbstständigkeit. In diesem ersten Artikel erfährst du, wie meine Reise begann.
Im zweiten Teil teile ich meine größten Learnings mit dir und warum ich auf die Frage „Würde ich alles nochmal genauso machen?“ definitiv “Nein” antworten würde. Im dritten und letzten Teil gebe ich dir konkret 3 Dinge an die Hand, die ich mit heutigem Wissen anders machen würde. Also, los gehts, oder?
1. Die Anfänge meiner Leidenschaft
Vor über 10 Jahren entdeckte ich meine Liebe zur Fotografie, dank meinem ersten Hund Poul. Der Grund? Einfach erklärt: Ich wollte schöne Bilder von ihm! Zwar hatte ich damals weder eine Kamera, noch sonstiges Equipment, und auch Instagram steckte damals noch in den Kinderschuhen. Jedoch war das Internet voll mit Hundeforen, wo eben auch regelmäßig zu Fotografie-Themen Austausch stattfand, Wissen geteilt wurde und die neuesten Fotos gezeigt wurden. Die Bilder der anderen zu sehen, die sie jede Woche von ihren Hunden machten, haben mich extrem motiviert. Diese völlig neue Welt fesselte mich von Anfang an. Kennst du dieses Gefühl, wenn du eine Leidenschaft entdeckst, die dich nicht mehr loslässt? So sehr, dass du nicht genug davon kriegen kannst? So war das bei mir auch.
2. Mein holpriger Start in zwei Worten: Ziemlich einsam
Wozu führte das? Ich war die ersten Jahre quasi besessen davon, alles in Eigenregie zu lernen. Ich habe alles Wissen wie ein Schwamm aufgesaugt, habe geübt, und geübt und geübt. Doch es war ein langer Lernprozess, denn ich war weder in einer einzigen Weiterbildung, noch hatte ich jemals einen Workshop oder eine Ausbildung zur Fotografin gemacht. Von Anfang an habe ich mir alles autodidaktisch beigebracht. Learning by Doing sozusagen. Dabei habe ich immer den starken Drang verspürt, noch mehr zu können. Noch mehr wissen zu wollen. Doch ich wollte das alles ganz alleine schaffen.
„Ich brauche keine Hilfe.“
„Ich brauche keine Unterstützung.“
„Ich schaffe das schon alleine.“
Das waren Sätze, die mich zu Beginn meiner Fotografie-Karriere sehr lange begleitet haben.
Ich war davon überzeugt, ich müsste mir alles Wissen selbst aneignen. Dass ich nur dann stolz auf mich sein kann, wenn ich mir alles selbst beibringe. Denn wenn ich Hilfe annehmen würde, dann „wäre das ja nicht mehr meine eigene Leistung“. Dann könnte ich darauf ja nicht stolz sein. Irre aus heutiger Sicht, aber es ist nun mal ein Jahrzehnt lang her und damals habe ich so gedacht und gefühlt.
3. Ein Trugschluss: Mehr haben macht auch nicht glücklich
Was ist die nächst logischste und einfachste Lösung, um vermeintlich bessere Fotos zu werden? Naaaaa? Klarooooo: Hochwertigeres Fotografie-Equipment. Materielles. (BINGOOO.)
Jap, ich war damals davon überzeugt, dass ich dieses und jenes Equipment brauche, um richtig tolle Bilder machen zu können. Denn schließlich hatten andere bekannte Tierfotograf*innen auch dieses bestimmte Tele-Objektiv. Dann müssten die Bilder damit ja deutlich besser werden. Also wollte ich es auch.
Das hat mich nicht nur dazu gebracht, ein sündhaft teures Objektiv zu kaufen, welches seither in meinem Schrank verstaubt (true story, hier kannst du mehr darüber lesen.), sondern ich bin damit auch einer Illusion hinterhergejagt, nämlich der Perfektion. Warum? Weil ich mir auch diese Anerkennung erhofft habe, die besagte Fotograf*innen bekommen haben.
Von dem Geld, dass ich mir damals als Studentin also mühevoll zusammengespart hatte, habe ich mir zuerst ein mega teures Objektiv und im Anschluss eine neue Kamera gekauft. Und ja, darauf war ich natürlich verdammt stolz und ich war auch komplett aus dem Häuschen über so tolles Equipment! (Die Kamera nutze ich heute übrigens immer noch.)
Doch wie du dir vielleicht denken kannst: Kreative, neue Bildideen, wertvolles Wissen zur Kundengewinnung, wie man ein Fotografie-Business aufbaut und führt, oder auch wie man seinen eigenen Bildstil findet – All das hat mir das neue Equipment nicht gebracht. WIE AUCH?
Ja, das Rauschverhalten der Bilder war deutlich geringer und die Qualität der Bilder allgemein hochwertiger. Aber zu 100% zufrieden mit mir war ich dennoch immer noch nicht. Da war noch Luft nach oben, das wusste ich. Das spürte ich einfach und wie immer wollte ich (guess what): mehr.
4. Spoiler: Mehr tun bringt auch nicht den Erfolg über Nacht
Es schien mir wie Schuppen von den Augen zu fallen: mir fehlte einfach nur die Praxis, die Erfahrung.
Daraufhin habe ich also begonnen, unendlich viel zu üben. Ich habe unzählige TFP Shootings gemacht und weit über 100 Hunde aus dem Freundes- und Bekanntenkreis unentgeltlich fotografiert. Es hatte sich damals schnell rumgesprochen, dass ich jetzt „hobbymäßig“ fotografiere und dafür Hunde suchte, die mir als Models zur Verfügung stehen konnten.
Und ja: diese Praxiserfahrung hat auf jeden Fall geholfen, Erfahrung zu sammeln. Die manuelle Fotografie ist dadurch in Fleisch und Blut übergegangen. Die Technik hatte ich nun also unter Kontrolle. Auch meinem Ego hat es gut getan, dass so viele Menschen da draußen Lust hatten, mit mir loszuziehen und ihre Hunde von mir ablichten zu lassen. Die Vorteile davon waren klar: Ich konnte dadurch sowohl Praxiserfahrung sammeln, als auch Kontakte knüpfen und den richtigen Umgang zu den Hunden und Menschen üben. Geschadet hat mir das sicherlich nicht. Ich habe hauptsächlich Erfahrung (und haufenweise Bildmaterial) gesammelt.
Aber meinen Bildstil habe ich dadurch nicht gefunden. Von „Zufriedenheit“ mit mir selbst war ich außerdem meilenweit entfernt.
5. Die Erkenntnis: Ich wollte nicht mehr haben, ich wollte mehr sein.
Kurzum: Mir fehlte der Zugang zu mir selbst. Mir fehlte es an Mut und Selbstvertrauen. Mich selbst auszudrücken. Ohne nach links und rechts zu schauen. Ohne mich immer danach zu richten, was allgemein „gut ankommt“. Stattdessen das sichtbar zu machen, was ich neben dem Offensichtlichen wahrnehmen, fühlen, und greifbar machen möchte. Das war das, wonach ich so lange gesucht hatte, und erst so viel später finden sollte: meinen ganz eigenen Blick auf die Welt.
Meine wichtigste Erkenntnis?
Fleißig und diszipliniert zu sein ist per se nichts Schlechtes, nur um das an dieser Stelle einmal erwähnt zu haben. Auch perfektionistisch veranlagt zu sein, kann dir in vielen Lebenslagen sehr dienlich sein. Doch wenn es eben überhandnimmt, und du deinen eigenen Selbstwert an den Erfolg deines Business koppelst, wird es nie reichen. Es wird nie der Tag kommen, an dem du denkst: „Heute bin ich genug.“
Weil du in dieser Phase so darauf fokussiert bist, nach Lösungen im außen zu finden, dass du gar nicht daran denkst – es könnte an der fehlenden inneren Arbeit liegen. An deinem mangelnden Selbstvertrauen. Deshalb sind auch Gefühle wie Neid oder Missgunst recht häufige Begleiterscheinungen, wenn du dein Fotografie Business erst startest und nicht von Anfang an mit Kundenanfragen überschüttet wirst.
Ich habe die ersten Jahre in der Hundefotografie in einem „Einzelkämpfer-Modus“ gelebt, habe mich abgemüht, habe unglaublich viel geübt und Perfektion angestrebt. Ich habe mich viel mit anderen verglichen, habe mich dadurch oftmals sehr klein geredet und egal, wie viel ich gegeben habe und egal, wie tolles Feedback ich bekommen habe: es hat nie gereicht. Weil mir damals Selbstvertrauen gefehlt hat.
Und dieses Selbstvertrauen hat eine gewaltige Auswirkung auf dein komplettes (Fotografie-) Business. Es macht so viel mehr aus, als dir vielleicht bewusst ist. Dein persönliches Wachstum ist so viel mehr wert als jede noch so teure Kamera. Und das zu erkennen, ist manchmal nicht so einfach und dauert auch mal ein Weilchen.
Denn wie soll man auch all diese großartigen Chancen sehen, wenn man mit Scheuklappen auf den Augen durch die Welt geht und immer auf der Suche nach MEHR ist?